Eine seltene Erkrankung
„Myasthenia gravis ist eine seltene Erkrankung. Meist kann der niedergelassene Neurologe sie mit Medikamenten gut behandeln“, sagt Professor Dr. Alfred Lindner. Der Mediziner ist Ärztlicher Direktor der Klinik für Neurologie des Marienhospitals. „Eine operative Thymusentfernung erlaubt es Myasthenie-Patienten, die Dosis und damit mögliche Nebenwirkungen ihrer Medikamente zu reduzieren“, so Professor Lindner.
Wichtig im Säuglingsalter
Die Myasthenia gravis ist eine Autoimmunerkrankung. Das Immunsystem richtet sich gegen den eigenen Organismus. Eigentlich sollte es Krankheitserreger bekämpfen, die von außen in den Körper gelangen. Ursache der Myasthenia gravis ist eine krankhafte Veränderung des Thymus. Diese Drüse ist auch als Bries bekannt. Sie liegt über dem Herzen hinter dem Brustbein. Eine wichtige Funktion hat sie im Säuglingsalter, wo sie zur Aktivierung des Immunsystem beiträgt. Mit dem Erwachsenwerden bildet sich der Thymus zu Fett und Bindegewebe um.
Bei einigen Patienten ist nicht nur die mimische Muskulatur von der Myastenia gravis betroffen. Es kann auch zu Lähmungen etwa der Atemmuskulatur kommen, die dann einen Klinikaufenthalt erforderlich machen. „Seit einem Jahr haben wir mit Dr. Steffi Zacheja eine Thoraxchirurgin am Haus. Daher können wir Patienten mit Myasthenia gravis jetzt im Marienhospital eine operative Thymusentfernung anbieten“, so Alfred Lindner. Dr. Zacheja: „Von dem Eingriff profitieren vor allem jüngere Patienten, die anschließend mit weniger und später oft ganz ohne Medikamente auskommen können.“
Denkmal für einen Freund
Gerade jungen Frauen sei es oft wichtig, keine sichtbaren Narben zurückzubehalten. „Früher hatte man nach einer Thymus-OP eine senkrechte Narbe vom Schlüsselbein bis fast zum Bauchnabel. Heute kommt man meist mit drei 10 Millimeter großen Einstichen aus. Durch diese werden eine Videokamera und die OP-Instrumente in den Körper geführt“, erläutert die Oberärztin. Der Eingriff dauere 90 Minuten, der Klinikaufenthalt drei bis vier Tage. Und die winzigen Narben befänden sich bei Frauen unter der Brust und seien daher nicht sichtbar.
Walt Disney, erläutert Professor Lindner, habe mit dem Zwerg Sleepy einem Freund ein Denkmal gesetzt, der an Myasthenia gravis litt. „Heute ist die Therapie mit Medikamenten oder OP gottlob so gut, dass keinem Patienten mehr wie Sleepy dauernd die Augen zufallen müssen.“