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Zwei Jahre Coronapandemie: Was heißt das ...

... gemäß dem Leitspruch des Marienhospitals Stuttgart „Medizin leben. Mensch sein“? Ein Essay von Dr. Johannes Becker-Pfaff, dem Ärztlichen Direktor der Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie.

Dr. med. Johannes Becker-Pfaff, Ärztlicher Direktor der Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie

Dr. Becker-Pfaff leitet den Bereich Psychosomatik im Marienhospital

„Medizin leben“ – das bedeutet funk­tionieren, das bedeutet, unter Einsatz allen Wissens, aller Erfahrung, aller zur Verfügung stehenden Mittel zum Wohle der Patient*innen zu funk­tionieren. Das bedeutet, Gesundheit zu schützen, Leben zu retten, Wohlbefinden herzustellen, Leiden zu vermindern und ein würdiges Sterben zu ermöglichen.

„Mensch sein“ – das bedeutet, emotional zugewandt sein, zuhören können, empathisch zu reagieren, in der Gruppe nachzudenken und zu entscheiden. Das bedeutet, auf Patientenseite und auf Mitarbeiterseite Gefühle zu haben, sie wahrzunehmen, sie (mit-)teilen zu dürfen, sie gemeinsam zu „verdauen“ und sich in der Gemeinschaft getragen zu fühlen.

So weit, so gut. Das alles war vor der Pandemie im Rahmen der Strukturen schon schwierig. Aber dann kam das Coronavirus, das nicht nur Lungen und andere Organsysteme angriff, sondern die schon lange vorher bestehenden Schwachpunkte des Gesundheitswesens nutzte und dort eine fulminante Entzündungsreaktion auslöste, unter der Mitarbeiter*innen wie Patient*innen leiden.

„Medizin leben“ – das heißt heute, einer Krankheit gegenüberzutreten, die unberechenbarer verläuft als vieles, was wir vorher erlebt hatten. Das heißt heute, die eigene Spezialisierung verlassen zu müssen und Aufgaben zu übernehmen, die man nicht kannte – in Teams, in denen man fremd ist. Das heißt, Patient*innen nach langer Leidenszeit unter maximaler Therapie an den Tod zu verlieren – alleine, ohne Angehörige und in ganz hoher Anzahl. Das heißt, den Kampf gegen die Krankheit viel häufiger zu verlieren als vor der Pandemie und weniger Behandlungserfolge zu erleben.

„Medizin leben“ wird unter diesen Bedingungen zu einem gnadenlosen Funktionieren. Und doch heißt „Medizin leben“ gerade deutlicher denn je, die Beschränktheit der eigenen Mittel erleben zu müssen.

„Mensch sein“ – das heißt heute, ständig Angst bewältigen zu müssen: die eigene, die der Umwelt und die der Patient*innen. Angstbewältigung nimmt viele Formen an: von der vollständigen Verleugnung bis zur übertriebenen Hysterie. Auch die Bewältigung dieser Angstfolgen ist eine echte Herausforderung für das „Mensch sein“. Nichts ist menschlicher und großartiger als die Vielfalt der Bewältigung von Hilflosigkeit – aber unter den Bedingungen des gnadenlosen Funktionieren-Müssens entstehen Gräben, die unüberwindbar werden können.

„Mensch sein“, das heißt heute, sich gleichzeitig der Pandemie trotzend als Held fühlen zu dürfen. Und sich trotz Heldentums völlig hilflos gegenüber dieser Erkrankung, den Anforderungen des eigenen Berufs, den Kündigungen der erschöpften Mitarbeiter*innen und hilflos verlassen von Politik und Gesellschaft zu fühlen. 

„Mensch sein“ bedeutet heute, vorbestehende Spannungen zu ertragen, die von der Pandemie aufgeladen werden und die nicht nur zu Stress, sondern zum Zerreißen führen können. Im Vordergrund scheinen nach meinen Beobachtungen emotional das Erleben eigener Vergeblichkeit zu stehen, im Kampf gegen die unendlich wirkende Pandemie und ihre Folgen und eine Angst vor dem, was noch kommt und was angerichtet wurde. Daraus ergibt sich nicht selten eine Mischung aus wütender Verzweiflung und einem trau­rigem Resignieren. Aus psychosomatischer Sicht gesehen ist das eine toxische Mischung.

Die emotionalen Opfer dieser Pandemie sind nach zwei Jahren die Hoffnung, das gelassene Anerkennen eigener Beschränktheit und der Stolz. So wenig wie wir Angst und Frustration beiseite schieben dürfen, so wenig sollten wir Hoffnung, Stolz und paradoxerweise Bescheidenheit beiseite schieben: Vielen Patient*innen wurde geholfen, viele Mit­arbeiter*innen sind über sich hinausgewachsen, viele haben Bedingungen akzeptiert, die vorher inakzeptabel erschienen, und viele haben ihre Ängste bewältigt.

Die vornehmlichste Aufgabe im Spagat zwischen „Medizin leben“ und „Mensch sein“ ist es aus meiner Sicht, bescheiden und ohne Groll die eigene Hilflosigkeit anzu­erkennen, die daraus entstehende Angst gemeinsam zu ertragen und damit konstruktiv zu bewältigen und trotzdem nicht zu resignieren. Gleichzeitig gilt es, die eigenen Fähigkeiten stolz einzubringen und sich nicht als Opfer der Umstände, sondern als aktiv Teilhabende*r an der Bewäl­ti­gung der Krise zu erleben. Das ist nicht leicht, aber eine ­lohnende und zukunftsgerichtete Aufgabe, der wir uns gemeinsam stellen können. Die Mischung aus Stolz und Bescheidenheit bildet die Brücke zwischen „Medizin leben“ und „Mensch sein“. Sie ist ein emotionales Meisterwerk.