„Blumen können nicht blühen
ohne die Wärme der Sonne.
Menschen können nicht Mensch werden
ohne die Wärme der Freundschaft.“
Phil Bosmans (1922–2012)
Gemeinsam zusammen etwas unternehmen
Im letzten Jahr hatte unser EFL-Kurs (Ehe-, Familien- und Lebensberater) sein jährliches Treffen in München und Rosenheim. Wir wollten an diesem Tag bewusst etwas zusammen unternehmen, und so beschlossen wir schon im Vorfeld eine gemeinsame Wanderung. Wir trafen uns am Samstagvormittag in Rosenheim, um gemeinsam auf den Hochries in den Chiemgauer Alpen zu wandern. Nur das Wetter wollte nicht so richtig mitmachen. Da es am Morgen aufgehört hatte zu regnen, starteten wir in der Hoffnung auf besseres Wetter. Nach einer Stunde Aufstieg jedoch verschlechterte sich das Wetter entgegen sämtlicher Prognosen zunehmend, und so mussten wir bei leichtem Regen unsere Wanderung fortsetzen.
Allein hätte ich die Wanderung abgebrochen
Wenn ich alleine unterwegs gewesen wäre, hätte ich an dieser Stelle die Wanderung abgebrochen. Denn die Sicht wurde immer schlechter, und irgendwann ganz nass oben ankommen wollte ich auch nicht. Jedoch haben wir nach einer kurzen Diskussion und Abwägen unserer Argumente die Tour fortgesetzt. Nach unserer Wanderung in den Wolken, im Nieselregen und nach einem kurzen Aufenthalt in der Hütte durften wir erleben, dass die Wolken sich plötzlich auflösten und uns einen herrlichen Blick in die Umgebung ermöglichten. Das Wetter hatte sich vollständig verändert. Das war fast unglaublich, und doch ist es manchmal in den Bergen oder an der See möglich und erlebbar.
Zwei Dinge sind mir deutlich geworden
Zwei Dinge wurden mir an diesem Nachmittag wieder bewusst: Wir Menschen brauchen einander, wir sind sogar voneinander abhängig. Gemeinschaft und Freunde stärken mich, machen mir Mut und lassen mich sogar manchen Zweifel oder Ängstlichkeit vergessen; gerade in diesen veränderten und schwierigen Zeiten, wie wir sie im Moment erleben.
Und noch etwas ist mir an diesem Tag deutlich geworden: Oft gehen, wandern wir auf schwierigen Wegen im Nebel ohne Sicht. Und plötzlich, nach Mühen und Anstrengungen, sind wir wieder im Licht. Nach Nebel und Unsicherheit kommt Licht, kommt Klarheit, obwohl wir im ersten Moment überhaupt nicht damit gerechnet haben. Mitmenschen, Freunde können mich dabei stärken, können mir Mut machen, gehen mit mir ein Stück meines Weges. Dazu habe ich folgende Gedanken von Augustinus (354–430) gefunden:
„Freundschaft ist Nähe, miteinander reden und lachen,
sich gegenseitig Freundlichkeiten erweisen. Zusammen
schöne Bücher lesen, sich necken dabei, aber auch
einander sich Achtung erweisen.
Mitunter sich auch streiten, ohne Aggression, so wie
man es wohl einmal mit sich selbst tut, manchmal auch
in den Meinungen auseinandergehen und damit die Eintracht würzen.
Einander belehren, voneinander lernen, die Abwesenden
schmerzlich vermissen, die Ankommenden freudig
begrüßen: lauter Zeichen der Liebe und Gegenliebe, die aus
dem Herzen kommen, sich äußern in Miene und Wort und
tausend freundlichen Gesten und wie Zündstoff den Geist
in Gemeinsamkeit entflammen, sodass aus den vielen
eine Einheit wird.“
Ihr Thomas Krieg