Viele Menschen haben Angst davor, sich während eines Klinikaufenthalts mit „Krankenhauskeimen“ anzustecken. Insbesondere, wenn es sich um multiresistente Erreger wie etwa MRSA handelt. Hier steht die Krankenhaushygiene vor einer Herausforderung: Diese Erreger reagieren nicht mehr auf eine Therapie mit Antibiotika und können für betroffene Patienten lebensbedrohlich werden. Das Marienhospital Stuttgart hat jetzt als erstes Krankenhaus in Baden-Württemberg ein neuartiges elektronisches System eingeführt. Es soll das Ansteckungsrisiko für Patienten, Besucher und Mitarbeiter noch weiter reduzieren.
90 Prozent der Keimübertragungen erfolgen über die Hände. Nur jede zweite notwendige Händedesinfektion wird tatsächlich durchgeführt. Die Hände sind somit ein wesentlicher Grund dafür, dass jährlich etwa eine halbe Million nosokomiale (im Gesundheitssystem zugezogene) Infektionen in Deutschland zu verzeichnen sind. Von diesen enden 10.000 bis 15.000 tödlich. Das Marienhospital unternimmt schon seit Jahren überdurchschnittlich viel, um MRSA und alle anderen Arten gefährlicher Keime von Patienten fernzuhalten. Und ist dabei laut der unabhängigen Qualitätssicherungsvereinigung GeQuik nachgewiesen erfolgreich. Patienten in keiner anderen von 40 vergleichbaren Kliniken in Baden-Württemberg haben ein ähnlich niedriges Riskio, an einer MRSA-Infektion zu erkranken wie im Marienhospital. Dies ergab eine 2016 durchgeführte GeQuik-Studie.
Neuartiges Monitoring-System „NosoEx“ installiert
Frank Markert von der Marienhospital-Abteilung Klinikhygiene ist aber überzeugt: „Auf solchen Erfolgen darf man sich nicht ausruhen.“ Beim Marienhospital soll das Thema Händedesinfektion daher nun einen noch höheren Stellenwert einnehmen. Es ist das erste Krankenhaus in Baden-Württemberg, das momentan das neuartige Monitoring-System „NosoEx“ installiert. Das System aus Hard- und Software erfasst anonym, wann und wie oft Händedesinfektionsmittelspender benutzt werden. Ziel ist es, durch kontinuierliches Erfassen und Auswerten potenzielle Schwachstellen in der Händedesinfektion zu erkennen und zu beheben.
Das Marienhospital stattet zusammen mit dem Hersteller GWA aus Stralsund zunächst vier Stationen für einen Testzeitraum von drei Jahren mit der Technik aus. Dazu werden die Desinfektionsmittelspender und Mitarbeiter mit Transpondern ausgestattet. Somit können bei Betätigung eines Spenders unterschiedlichste Daten aufgezeichnet werden. „Das System ermöglicht es uns, Transparenz zu schaffen, Verbrauchsmengen genauer zu ermitteln und das Mitarbeiterverhalten bei der Händedesinfektion besser zu analysieren“, so Frank Markert von der Hygieneabteilung des Marienhospitals.
Anonymität bleibt gewährleistet
Da sich jeder Mitarbeiter bei Dienstbeginn einen beliebigen Transponder seiner Berufsgruppe aus einer bereitgestellten Box nimmt, bleibt die Anonymität gewährleistet. Lediglich die Zugehörigkeit zur Berufsgruppe (Pflege, Ärzte, Therapeuten) wird anhand farblich gekennzeichneter Geräte unterschieden. „Das Desinfektionsverhalten des einzelnen Mitarbeiters steht für uns nicht im Mittelpunkt“, so Frank Markert. „Wichtiger ist, dass wir uns als Team stetig verbessern.“ Am Ende jedes Arbeitstags werden die Daten von den Geräten automatisch ausgelesen und anschließend mit der passenden Software ausgewertet. „Ich bin sehr zuversichtlich, dass wir mit NosoEx unsere Hygienestandards dauerhaft auf ein noch höheres Niveau heben werden“, so Frank Markert.
Im Bild: GWA-Geschäftsführer Tobias Gebhard (links) und Frank Markert von der Klinikhygiene des Marienhospitals präsentieren die NosoEx-Transponder