Was ist ein Sim Lab, und was unterscheidet es vom Skills Lab? Diese Fragen beantworten Jürgen Gerstetter (Direktor für Pflege- und Patientenmanagement) und die Leiterin des Marienhospital-Bildungszentrums Dr. Christine Baatz.
marien: Das Marienhospital hat ein Skills Lab und soll jetzt zudem ein Sim Lab bekommen. Was verbirgt sich dahinter, und was unterscheidet die beiden?
Dr. Baatz: Wir haben schon vor längerer Zeit eine teilweise leer stehende Station im Gebäude Sankt Luise in ein Skills Lab umgewandelt. Dort trainieren Pflegemitarbeiter unter Anleitung bestimmte Handgriffe und Abläufe. Etwa das Anlegen von Verbänden oder das Umlagern von Patienten. Skills sind Kenntnisse und Fähigkeiten. Durch Übungen im Skills Lab lassen sich diese trainieren, lehren und vertiefen.
Im Sim Lab hingegen werden komplexe reale Situationen simuliert. Dazu gehören auch unvorhergesehene Zwischenfälle, zum Beispiel bei der Wiederbelebung eines Patienten. Das Simulationslabor ist zudem so aufgebaut, dass die gesamte Übung auf Video aufgezeichnet wird und hinterher von Teilnehmern und Trainern analysiert werden kann.
marien: Wieso wird ein Sim Lab gerade jetzt installiert?
Jürgen Gerstetter: Die Ausbildung von Pflegekräften wurde geändert. Bislang fand sie an zwei Lernorten statt. Nämlich in der Berufsfachschule und bei praktischen Einsätzen unter anderem auf den Pflegestationen. Man weiß heute, dass der Theorie-Praxistransfer besser funktioniert, wenn ein dritter Lernort wie das Sim Lab vorhanden ist. Dieser wird von der neuen Ausbildungsordnung daher auch gefordert.
marien: Was wird im Sim Lab simuliert?
Dr. Baatz: Es wird dort beispielsweise eine menschenähnliche Puppe geben. Sie verfügt über Blutkreislauf, Puls etc. hat und kann sogar sprechen. Ein Trainer in einem Nebenraum sagt etwas, und das Gesagte kommt dann aus der Puppe. Die Puppe kann so Fragen von Pflegekräften oder Ärzten etwa nach Schmerzen beantworten. Geübt werden in Sim Labs auch sehr komplexe Vorgänge. Dazu gehört etwa die Wiederbelebung von Patienten durch interprofessionelle Teams aus Ärzten und Pflegenden. Die Lernenden können dabei ähnlich wie in einem Flugsimulator spontan mit unerwarteten Ereignissen konfrontiert werden. Beispielsweise mit einem plötzlichen Blutdruckabfall. Und sie können sich das alles hinterher ansehen und analysieren.
marien: Wo und wann wird das Sim Lab entstehen?
Jürgen Gerstetter: Im Gebäude Marienpark. Bevor unser neuer zentraler OP-Trakt 2018 fertig wurde, waren dort OP-Säle untergebracht. Sie werden nicht mehr für Operationen benötigt, bilden aber eine ideale Simulationsumgebung. Das Labor wird aktuell von Mitarbeitern unseres Bildungszentrums, der Anästhesie, der Bau-, der IT- und der Pflegeabteilung konzipiert. Wir sind sehr dankbar, dass die Eva Mayr-Stihl Stiftung es mit 100.000 Euro fördert. Startbereit soll das Sim Lab dann im ersten Quartal 2022 sein.