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Aktuelles

Rekonstruierter Arm als Meisterwerk der Plastischen Chirurgie

In seinen 18 Jahren im Marienhospital hat Daniel Haug schon viel gesehen. Er ist Oberarzt im Zentrum Plastische Chirurgie mit der Zusatzqualifikation Handchirurg. Zu seiner täglichen Arbeit gehören Behandlungen von Brüchen und Schnittverletzungen, oft sind Unfälle auf Baustellen und im Haushalt die Ursache.

Die Patientin mit dem Ärzteteam nach den gelungenen Operationen: Dr. Carsten Weiß, Dr. Thomas Schoeller und Daniel Haug (von links)

Die Patientin mit dem Ärzteteam nach den gelungenen Operationen

Man sieht, dass es sich um eine Rekonstruktion handelt, aber Arm und Hand sind wieder funktionsfähig

Arm und Hand sind wieder funktionsfähig

Neben der Holzspaltersaison, wie er sie nennt, ist in jüngerer Zeit ein Phänomen dazu gekommen, für das es sogar inzwischen einen Namen gibt: die Avocado-Hand. Gemeint sind Schnittverletzungen, die beim Teilen einer Avocado und dem Abrutschen des Messers am Kern entstehen. Ruhiger geworden hingegen ist es in den vergangenen zwei Jahren in der Silvesternacht. „Wir sind super happy über das Böllerverbot“, sagt Haug. Denn im Gegensatz zu einem sauberen Schnitt mit einer scharfen Klinge „konnten wir da oftmals nur noch amputieren.“


Unfall in landwirtschaftlichem Betrieb

Welcher Fall aber eines Nachts ins Marienhospital eingeliefert wurde, war schon ein ungewöhnlicher und besonders schwerer. Einer Krankenschwester, die im Nebenerwerb einen kleinen landwirtschaftlichen Betrieb in der Region Mühlacker hat, passierte ein schreckliches Unglück. Als sie mit dem Traktor unterwegs war, klemmte etwas an der angehängten Heuballenpresse. Sie versuchte das zu richten – und dabei wurde ihr Arm in die Presse gezogen. Sie war allein auf dem Feld, konnte aber zum Glück mit dem Mobiltelefon Hilfe rufen. Mit großen Anstrengungen befreite sie der Rettungsdienst aus der Maschine und brachte sie mit dem Hubschrauber ins Marienhospital.


Eine Vene aus dem Bein zur Überbrückung des Blutflusses

Daniel Haug war schon alarmiert und versuchte sich ein Bild zu machen. „Ist das Gliedmaß noch durchblutet, und was kann wiederhergestellt werden? Das sind entscheidende Fragen für uns in solch einer Situation.“ Wie so häufig war Haug mitten in der Nacht zur Stelle und besprach sich in diesem Fall als Erstes mit dem Gefäßchirurgen Dr. Carsten Weiß. Der leitende Oberarzt der Klinik für Gefäßchirurgie hatte Nachtdienst und führte zunächst in der interdisziplinären Notaufnahme die Erstversorgung durch. Die am Unfallort angelegte Blutsperre verhinderte über zwei Stunden das Verbluten der Patientin. Die sich drehende Heuballenpresse hatte große Teile des Bizepsmuskels des Oberarms, der Armschlagader und der tiefen Armvene einschließlich der Hälfte des Oberamknochens tangential weggefräst. Die Haut und das Unterhautfettgewebe des Unterarms waren zerstört und abgelöst. Die Unterarmmuskulatur war extrem gequetscht. Um die drohende Amputation abzuwenden musste als erstes schnellstmöglich die Blutversorgung wiederhergestellt werden. In dem zerfetzten Gewebe mit zunächst völlig unübersichtlicher Anatomie gelang es, die zuführende und die abführende Schlagader so darzustellen, dass der Gefäßersatz mit der ca. 30 cm langen Beinvene (Vena saphena magna) erfolgen konnte. Die von Dr. Weiß durchgeführte Operation dauerte fast drei Stunden und war erst gegen 2.45 Uhr in der Früh beendet.


Amputation konnte verhindert werden

Mit diesem ersten Schritt konnte die Durchblutung gesichert und die primäre Amputation des Arms verhindert werden. Der Gefäßbypass lag am Ende der ersten Operation frei auf dem restlichen Muskelgewebe. Ohne Gewebedeckung ist ein Bypass mit körpereigenem Gewebe jedoch nicht dauerhaft funktionsfähig. Daher wurde für den nächsten Tag die Gewebedeckung mit Daniel Haug besprochen. Mithilfe des Ärztlichen Direktors der Klinik für Hand-, Mikro- und rekronstruktive Brustchirurgie, Univ.-Doz. Dr. med. univ. Thomas Schoeller, hat Haug bei der Patientin den Muskulus latissimus dorsi entnommen. „Dieser Rückenmuskel ist ein sehr gutes Ersatzteillager und wird seit vielen Jahren bei Bedarf zur Defektdeckung genutzt“, sagt Haug. „Die Idee war, damit den Muskel vom Arm zu ersetzen, damit dieser wieder gebeugt werden kann. Das Gehirn muss dann umlernen, aber das kann es auch.“ Haug erklärt, dass es sich um eine künstlich geschaffene Verbindung handelt, bei der in weiteren Schritten mittels eines Schwamms ein Vakuum auf dem Muskel angelegt wird, damit sich die Stelle ein paar Tage erholen und sogenanntes Heilfleisch bilden kann.

In einer nächsten Operation wurden Nerven aus den Unterschenkeln entfernt. Dies ist eine übliche Abwägung: „Der höhere Wert als das Gefühl in der Fußsohle ist die Funktion der Hand“, sagt der Oberarzt. Besonders die Nervenrekonstruktion sei eine komplizierte Angelegenheit, aber: „Wenn die Muskeln über die Nerven keine Information bekommen, sich zu bewegen, dann bauen sie sich langsam ab“, erklärt Haug. Also mussten sechs, sieben Bahnen gelegt werden, Makkaroni-artige Tunnelröhren, die den Nervenzellen beim Nachwachsen die Richtung zeigen. „Nerven sind relativ regenerationsfreudig. Bei gesunden Menschen wachsen sie etwa einen Millimeter am Tag“, sagt Daniel Haug. Schlussendlich musste aber auch Haut verpflanzt werden. Dazu haben die Spezialisten im Marienhospital eine 0,3 Millimeter dünne Bahn vom Oberschenkel entnommen. Als „Spalthaut“ kann sie perforiert und auseinandergezogen werden, um Fläche zu gewinnen – bis zu einem Verhältnis von 1:6. An der neuen Stelle wachsen dann Hautzellen nach, und am Oberschenkel entsteht eine Schürfwunde, die vernarbt und gut abheilt.


Nur ein Glied am kleinen Finger war nicht zu retten

Insgesamt neun Operationen musste die Patientin in ihren sechs Wochen Krankenhausaufenthalt verkraften. Einziger Verlust ist der eines Glieds am kleinen Finger, der nicht mehr vollständig durchblutet war. Dafür aber hat sie wieder einen funktionsfähigen rechten Arm, kann den Ellenbogen beugen und auch die Finger bewegen. „Als mir der Unfall passiert ist, hatte ich nicht daran geglaubt, dass der Arm zu retten ist“, sagt sie rückblickend. Überglücklich bedankt sie sich beim Expertenteam im Marienhospital, dessen Kompetenz tatsächlich seinesgleichen sucht. Hier befindet sich das einzige Replantationszentrum in Stuttgart und eine der größten Kliniken für Plastische Chirurgie in Deutschland. Allein in Daniel Haugs Bereich, der Klinik für Hand-, Mikro- und rekronstruktive Brustchirurgie, gibt es sieben Oberärzt*innen und 37 Betten. „Für eine nicht-universitäre Klinik ist unser Zentrum Plastische Chirurgie schon sehr groß“, sagt Daniel Haug nicht ohne Stolz.

Mehr Informationen zur Klinik für Hand-, Mikro- und rekonstruktive Brustchirurgie
 

FINGER AB – WAS TUN?
Wenn bei einem Arbeits- oder Haushaltsunfall ein Finger abgetrennt wird, muss man schnell und richtig handeln. „Finger kann man relativ lange wieder annähen, etwa 12 bis 24 Stunden nach dem Verlust“, sagt Daniel Haug. „Der Finger selbst hat keine Muskeln, sondern nur Knochen, Sehnen, Fleisch und Haut. Deshalb sind ein geringer Stoffwechselumsatz und eine Sauerstoffarmut etwas länger tolerierbar“, erklärt der Handchirurg. Wichtig sei eine Kühlung des abgetrennten Glieds, allerdings nicht direkt auf einem Eisblock, einer Packung Tiefkühlspinat, mittels Eisspray oder was Haug bei der Einlieferung sonst noch alles gesehen hat. „Eine Temperatur von minus 4 Grad ist auch schlecht“, so Haug. Erste Maßnahme: den Finger mit einer sterilen Mullbinde sicher umwickeln. Ideal zum Transport sind Doppelbeutel vom Rettungsdienst – in einem Fach wird Eiswasser eingefüllt, im anderen wird der Finger sicher und trocken gelagert. Alternativ packt man den Finger in einen sauberen Gefrierbeutel. Die Kühlung erfolgt am besten indirekt.