Sich auf die Dinge zu konzentrieren, die einem leichtfallen oder Kraft geben, beeinflusst mein Leben positiv und gibt mir neuen Schwung.
Ähnlich wie Martin Seligmann (US-amerikanischer Psychologe), der sich mit positiver Psychologie beschäftigt, habe ich in meinem Leben erfahren, dass es besser ist, sich auf die Dinge zu konzentrieren, die mir liegen, die mir leichtfallen, als ständig auf meine Schwächen zu schauen.
Oft geht es auch um die einfachen und schönen Dinge in meinem Leben. Die Lyrikerin Hilde Domin beschreibt die Freude in den einfachen Dingen in ihrem Text:
Lass uns landeinwärts gehn,
wo die kleinen Kräuter die Erde verankern.
Ich will einen festen Boden,
grün, aus Wurzeln geknotet
wie eine Matte.
Zersäge den Baum,
nimm Steine
und bau mir ein Haus.
Ein kleines Haus
mit einer weißen Wand
für die Abendsonne
und einem Brunnen für den Mond
zum Spiegeln,
damit er sich nicht,
wie auf dem Meere, verliert.
Ein Haus
neben einem Apfelbaum
oder einem Ölbaum,
an dem der Wind vorbeigeht
wie ein Jäger,
dessen Jagd uns nicht gilt.
Hilde Domin (1909 – 2006)
In Gesprächen oder in verschiedenen Gruppen lade ich ab und zu die Patienten und andere Teilnehmende gerne ein, etwas Schönes, Beglückendes aus ihrer Kindheit zu erzählen. Oft kommen dann ganz einfache Dinge: die ersten Ferien am See oder auf dem Bauernhof, im Heu spielen, ein Spaziergang mit einem geliebten Menschen, das erste Lieblingstier oder das Spiel mit dem Ball.
Diese Erinnerungen sind immer auch mit intensiven Sinneseindrücken verbunden: Bewegungen, Gerüche, Farben oder Geräusche. Die Augen beginnen dann zu leuchten, wenn sich der Einzelne daran erinnert. Vielleicht ergeht es Ihnen ähnlich beim Lesen dieses Textes, beim Erinnern Ihrer schönen Kindheitserlebnisse.
Je mehr ich mich solcher guten Erlebnisse erinnere, dem anderen auch erzähle, werde ich spüren, dass meine Freude größer wird, obwohl die Erinnerungen, die Geschichten „nichts Besonderes“ erzählen.
Pfarrer Thomas Krieg, Katholische Seelsorge