Welche Symptome und frühen Warnsignale können auf eine Unterzuckerung hinweisen?
Das kommt darauf an, wie schnell die Unterzuckerung entsteht. Wir unterteilen Hypoglykämien in milde und schwere Hypoglykämien. Bei der milden Form kann sich der Patient selbstständig durch das Einnehmen von Kohlenhydraten therapieren. Bei der schweren Form braucht der Patient Hilfe von außen, zum Beispiel durch Angehörige. Bei milden Hypoglykämien kommt es zu Übelkeit, Kopfschmerzen, Schwitzen, Zittern, Heißhunger und Herzklopfen. Werden diese Alarmzeichen nicht erkannt, kann es zu neurologischen Störungen kommen, sodass der Patient Hilfe von anderen benötigt. Neurologische Warnzeichen sind etwa Verwirrtheit, Wortfindungsstörungen, Reizbarkeit, Sehstörungen, Angst, Schläfrigkeit, Koordinationsschwierigkeiten bis hin zu Bewusstlosigkeit und Krämpfen.
Was sind mögliche Auslöser einer Unterzuckerung?
Da gibt es ganz unterschiedliche Gründe. Manchmal ist die Insulindosierung zu hoch, oder das Insulin wurde zur falschen Zeit gespritzt. Manchmal ist auch die Insulinsorte das Problem, zum Beispiel, wenn abends ein anders Insulin gespritzt wird als tagsüber und die Spritzen verwechselt wurden. Sogar eine Veränderung der Spritzstelle, eine falsche Injektionsstelle und eine falsche Injektionstechnik können eine Unterzuckerung auslösen. Auch Medikamente, die Sulfonylharnstoffe enthalten (z. B. Amaryl oder Euglucon) können der Grund für die Komplikation sein. Wenn Medikamente und Insulin die Gründe sind, helfen Schulungen und eine gezielte Beratung.
Manchmal kommt es aber auch durch den Diabetes mellitus zu einer diabetischen Gastroparese. Dann entleert sich der Magen nicht mehr richtig, und das Essen kommt zu langsam im Darm an, um den Blutzuckerspiegel ansteigen zu lassen. Patienten können durch ihren Lebensstil Unterzuckerungen vermeiden. Wichtig ist hier, keine Mahlzeiten auszulassen, schon gar nicht, wenn bereits Insulin gespritzt wurde. Wer abnehmen und fasten möchte, sollte sich vorher beraten lassen. Zu ehrgeizige Blutzuckerzielwerte, zu starke sportliche Belastung und Alkoholkonsum sind weitere vermeidbare Auslöser für eine Hypoglykämie.
Welche Erste-Hilfe-Maßnahmen sind sinnvoll?
Ganz wichtig und vorab mit vielen Ausrufezeichen: zuerst essen, dann messen! Bei der milden Form des Unterzuckers sollten Patienten zunächst „schnelle“ Kohlenhydrate zu sich nehmen, z. B. 20–30 g Traubenzucker oder ein Glas Saft oder Limonade (Achtung: nicht mit Süßstoff gesüßt!). Um den Blutzuckerverlauf zu stabilisieren, ist es sinnvoll, hinterher noch ein paar „langsame“ Kohlenhydrate zu sich zu nehmen. Das kann eine Scheibe Brot, ein Apfel oder ein Jogurt sein.
Helfen Sie einem Menschen mit Anzeichen einer schweren Hypoglykämie, gelten die Kohlenhydratempfehlungen. Aber Achtung: Ist der Patient nicht mehr ansprechbar, nichts in den Mund einflößen! Es besteht die Gefahr, dass der Patient sich verschluckt und daran erstickt. Wenn Menschen mit Diabetes mellitus nicht mehr ansprechbar sind, ist das eine Notfallsituation, in der medizinische Hilfe angefordert werden sollte. Geschulte Angehörige können mit einem GlucaGen® HypoKit oder baqsimi®-Nasenspray oder dem Ogluo-Fertigpen erste Hilfe leisten.
Egal, ob eine milde oder eine schwere Form des Unterzuckers aufgetreten ist: Nach der Ursache zu forschen ist wichtig, damit es nicht zu weiteren Hypoglykämien kommt.
Der HbA 1c-Wert liegt bei gesunden Menschen unter 5,6 %. Warum ist der Zielwert bei Diabetikern dann meistens höher? Was hat der HbA 1c- Wert mit Unterzuckerung zu tun?
Der HbA 1c-Zielwert sollte individuell mit dem behandelnden Arzt festgelegt und im Blick gehalten werden. Da der HbA 1C den Glukosedurchschnitt der letzten acht bis zwölf Wochen angibt, sagt er nichts zu kurzfristigen hohen oder niedrigen Blutzuckerwerten aus. Prinzipiell wird bei Diabetikern ein HbA 1c-Wert unter 7 % angestrebt. Beim HbA 1c-Zielwert spielen aber verschiedene Faktoren wie Alter oder andere Erkrankungen eine Rolle sowie ob Medikamente mit Unterzuckerungsrisiko eingesetzt werden.
Wann ist eine kontinuierliche Glukoseüberwachung (CGM) mit einem Sensor sinnvoll? Oder ist die „Messung am Finger“ geeigneter?
Als CGM (Continuous glucose monitoring) werden kontinuierliche Glukosemesssysteme bezeichnet, die im Abstand von Minuten den Glukosewert kontrollieren. Dabei ist jedoch zu beachten, dass die CGM-Systeme den Glukosewert nicht im Blut, sondern im Unterhautfettgewebe messen. Das bedeutet, es wird der ,,Gewebezucker“ und nicht direkt der Blutzucker bestimmt. Deshalb sollte in besonderen Situationen wie beispielsweise bei sehr niedrigen Werten trotz CGM-Nutzung immer auch eine Kon-trolle über Fingerstix erfolgen.
Patienten können mit CGM-Systemen den Glukoseverlauf permanent verfolgen und auf Glukoseabweichungen noch vor Eintreten von Symptomen reagieren. Hierfür lassen sich sogar Alarme für zu hohe bzw. zu niedrige Werte einstellen. Die meisten Typ-1-Diabetiker tragen heute ein CGM-System. Gut mit Medikamenten oder Insulin eingestellte Typ-2-Diabetiker können auf ein CGM-System verzichten.
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