Ursula Kaiser berichtet von einer Frau, deren Umfeld geschockt von ihrer Erkrankung war. Und die einen ganz besonderen Wunsch hatte, von dem alle etwas haben.
Die Diagnose traf sie völlig unerwartet, trat mitten in ihr Leben hinein. Plötzlich fand sie sich in einem Isolationszimmer wieder. Medizinisch wurde sie gut betreut, und sie fühlte sich von Anfang an in guten Händen. Doch ihre Umgebung traf die Krankheit wie eine Schockwelle. Angehörige, Freundinnen und Bekannte riefen an und schrieben besorgte WhatsApp-Nachrichten. Oft stellten sie die Frage: „Kann ich etwas Gutes für dich tun?“
Ihre Antwort kam prompt: „Ja, gerne! Bitte genieße in der nächsten Zeit etwas ganz besonders, am besten gleich doppelt! Und denke dabei an mich. Dann schreibe mir von deiner Freude darüber und lass mich an deinem Leben teilhaben.“ Nach dieser Nachricht ploppten täglich wunderbare Nachrichten auf ihrem Handy auf. Da kam ein Foto von einem Glas Rotwein im Kerzenschein, vom Sonnenaufgang im Nebel, Bilder mit den ersten Schneeflocken, der schöne Kalenderspruch, der volle Teller mit Hähnchen, Pommes und einem Glas Bier direkt aus dem Gasthaus. Eine Freundin kaufte sich einen Blumenstrauß und schickte ihr ein Foto mit den Worten: „Ich glaube, wenn ich ihn nicht gekauft hätte, hätte ihn niemand so bewundert, wie ich es seit Tagen tue.“
Es gab auch einige Verunsicherungen und Rückfragen: „Kannst du diesen Lebensgenuss jetzt aushalten – krank, wie du bist?“ Sie selbst aber wurde immer vorfreudiger auf das Leben nach dem Krankenhausaufenthalt. Sie hatte das Gefühl, von Lebensfreude pur getragen und gestärkt zu sein. Und: Sie konnte bei jedem weiteren Anruf direkt an das Leben anknüpfen: „Was macht denn dein Blumenstrauß?“ „Wie ging euer Abend im Gasthaus weiter?“
Immer wieder kommen auch heute noch „Grüße aus dem Leben“ bei ihr an, so ganz nach dem Motto: Ich denke an dich und genieße etwas „gemeinsam für uns“. Aber das wirklich Beeindruckende ist, dass viele ihrer Freundinnen und Freunde nun einen anderen Blick auf bedrohliche Lebenssituationen und Krankheiten bekommen haben und anders damit umgehen können. Es ist für sie nicht mehr nur das „schwere Paket“, das sie plötzlich tragen müssen, sondern es ist die Herausforderung, den Moment zu genießen, zu teilen und das Leben so anzunehmen, wie es auf einen zukommt, wie es ist.
















