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Das Marienhospital Stuttgart setzt in vielen Bereichen auf eine ganzheitliche Betreuung – jetzt auch mit tierischer Unterstützung. Zwei speziell ausgebildete Therapiehunde begleiten Palliativpatienten, spenden Trost, fördern die Kom- munikation und bringen Wärme in diese schwere Lebens- phase. Ein innovatives Angebot, das medizinische Spitzen- medizin mit der positiven Wirkung von Tieren verbindet. In einer Welt, in der medizinische Spitzenleistungen und modernste Therapien den Alltag auf der Palliativstation prägen, ist diese tierische Begleitung eine herzerwärmende Ergänzung: Zwei aufmerksame und sanftmütige Therapie- hunde sind seit Frühjahr Teil des Teams – die Mischlings- hündin Emma und Border Collie Hanna. Dieses neue Angebot soll den schwer kranken Patienten nicht nur Trost spenden, sondern auch die Kommunikation fördern, das seelische Wohlbefinden stärken und die menschliche Verbindung auf eine besondere Weise vertiefen. „Als Emma das erste Mal in mein Zimmer kam, war es, als ob jemand ein Licht anschaltet“, erzählt Frau K., Patientin auf der Palliativstation des Marien- hospitals Stuttgart. „Ich konnte sie streicheln, ihren ruhigen Atem spüren – in dem Moment habe ich meine Schmerzen ver- gessen.“ Auch das Pflegepersonal spürt die Wirkung: „Wenn die Hunde da sind, verändert sich die Atmosphäre auf der Station. Sie brin- gen Ruhe und eine Art Leichtigkeit und Freude – nicht nur für die Patienten, sondern auch für Angehörige und unser gesam- tes Team“, beschreibt Palliativpflegekraft Katharina M. die besondere Stimmung. Ein Angebot, das berührt und verbindet Die Idee ist so simpel wie wirkungsvoll: Speziell ausgebildete Hunde besuchen regelmäßig die Patientinnen und Patienten. Dabei geht es um Nähe, Berührung und das Gefühl, nicht allein zu sein. „Tiere erreichen Menschen schneller und kommunizie- ren ohne Worte“, erklärt der Ärztliche Leiter der Palliativ- medizin, Dr. Martin Zoz. „Sie bauen Brücken, helfen Barrieren abzubauen, spenden Trost und erleichtern Gespräche.“ »Die Therapiehunde bauen Brücken, helfen Barrieren abzubauen, spenden Trost und erleichtern Gespräche.« Dr. Martin Zoz, Ärztlicher Leiter der Palliativmedizin Die Kraft der tiergestützten Therapie Bereits in anderen Bereichen – etwa bei Autismus, Depression oder Demenz – zeigt tiergestützte Therapie große Wirkung. Besonders in der Palliativmedizin entfaltet sie ihre Stärke: „Der Kontakt, die Nähe und Berührung können Trost spenden und zu einer Entspannung und Schmerzreduktion beitragen“, sagt Psychoonkologin Marie-Christine Teichmann. „Die Hunde ermöglichen unseren Patienten eine unmittelbare, spieleri- sche Begegnung im Hier und Jetzt, die Freude bringt und Angst und Einsamkeitsgefühle lindern kann.“ Auch Seelsorgerin Ursula Kaiser, die regelmäßig mit ihrer Hündin Hanna auf Station ist, bestätigt: „Der Hund ist ein stiller Begleiter, der auf nonverbaler Ebene kommuniziert. Das schafft eine Verbindung, die manch- mal Worte überflüssig macht.“ Für Ursula Kaiser ist die tiergestützte Intervention eine wertvolle Ergänzung zu ihrer seelsorger- lichen Arbeit – und „ein echtes Herzensprojekt“. Kleine Glücksmomente mit großer Wirkung Ein bewegender Moment war für den Angehörigen Herr M., der seine Mutter auf der Palliativstation begleitete: „Als der Hund zu Besuch kam, hat meine Mutter zum ersten Mal seit Tagen wieder gelächelt. Sie hat den Hund gestreichelt, und es war, als würde sie für einen Moment ihre Schmerzen und ihre Angst vergessen. Das hat uns allen sehr viel bedeutet.“ Professionelle Standards auch für tierische Helfer „Selbstverständlich sind Hygiene und Sicherheit hier obliga- torisch“, betont Dr. Matthias Orth, Ärztlicher Direktor des Instituts für Laboratoriumsmedizin. Die Therapiehunde sind regelmäßig veterinärmedizinisch untersucht, geimpft und entwurmt, tragen eine spezielle Kennung und werden vor jedem Einsatz gründlich gereinigt. Die beiden über ein Jahr ausgebildeten Teams – Hundeführerinnen Ursula Kaiser und Verena Brummund mit ihren Hunden Hanna und Emma – sind jeweils einmal pro Woche für zwei Stunden auf der Station. Die Hunde kommen ins sogenannte „Wohnzimmer“ auf Station V5, oder direkt zu den Patienten ins Zimmer. „Dabei gelten strenge Hygieneregeln: Händedesinfektion nach Kon- takt, Desinfektion der Flächen und das Verbot von Essen und Trinken während des Besuchs“, ergänzt Orth. »Gib’ dem Menschen einen Hund und seine Seele wird gesund!« Hildegard von Bingen 7 marien 02 | 2025 MEDIZIN
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