Leistungsspektrum
Pro Tag werden im Durchschnitt 15 Patienten in drei Operationseinheiten (und einem septischen Operationssaal) behandelt. 50 Prozent der Eingriffe erfolgen minimal-invasiv, also mittels "Schlüssellochchirurgie" ohne große Narben. Alle Operationssäle sind deshalb mit fahrbaren modernen Laparoskopieeinheiten ausgestattet.
Zur Abteilung gehört eine leistungsstarke Ambulanz, die ein Oberarzt leitet. Neben ambulanten Eingriffen liegen die Schwerpunkte in der Prokto- und Rektoskopie, Endosonografie und Sonografie.
Die Ambulanz verfügt über zwei mobile Sonografieeinheiten sowie einen Endosonografieschallkopf. Bis zu 4000 Sonografien und 100 Endosonografien werden hier pro Jahr durchgeführt.
Die Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Thoraxchirurgie ist schwerpunktmäßig in folgenden Bereichen tätig:
Hernienchirurgie
Mit weit über 1000 Hernienoperationen pro Jahr ist unsere Klinik eine der größten und erfahrendsten Kliniken Deutschlands. Ein Großteil der Operationen – vor allem Leistenbruchoperationen – werden laparoskopisch durchgeführt. Mit Ausnahme von sehr kleinen Nabelbrüchen wird bei der Bruchoperation üblicherweise eine Verstärkung mit einem künstlichen Netz vorgenommen. Alle aktuellen Verfahren, die wissenschaftlich belegt sind, werden an unserer Klinik angeboten.
Das Marienhospital Stuttgart spielte bei der Entwicklung der laparoskopischen Leistenbruchoperation eine entscheidende Rolle, da hier die TAPP-Technik (transabdominelle präperitoneale Netzplastik) in den letzten 20 Jahren mitentwickelt wurde. Letztere stellt das derzeit gängigste minimal-invasive Verfahren dar. Die umfangreichsten wissenschaftlichen Untersuchungen zu diesem Verfahren stammen aus dem Marienhospital; weltweit gehören wir zu den Kliniken mit den meisten durchgeführten Eingriffen.
Onkologische Chirurgie
Bei der Behandlung tumorkranker Patienten findet eine enge Zusammenarbeit mit dem Zentrum für Innere Medizin III (Onkologie) statt. Benötigen die Betroffenen eine postoperative Zusatztherapie – etwa eine adjuvante oder palliative Chemotherapie – werden sie dort weiterbetreut.
Liegen bei einzelnen Patienten komplexe Erkrankungen oder Mehrfacherkrankungen vor, werden die erforderlichen Therapien mit allen beteiligten Fachabteilungen abgestimmt, um ein optimales Therapieergebnis zu erzielen („Interdisziplinäre Tumorkonferenz“).
Bei Tumorerkrankungen im fortgeschrittenen Stadium, zum Beispiel bei fortgeschrittenem Speiseröhren- oder Mastdarmkrebs, setzten wir die neoadjuvante Therapie ein. Hier unterzieht sich der Patient vor einer eventuellen Operation einer medikamentösen Therapie und/oder einer Strahlentherapie.
Bösartige Geschwulstbildungen werden unter anderem an der Speiseröhre, Magen, Darm, Bauchspeicheldrüse, Leber und Galle, Niere und Nebenniere, Schilddrüse und Lunge behandelt.
Minimal-invasive Chirurgie
Minimal-invasive Chirurgie bezeichnet Operationen, die über eine Bauchspiegelung erfolgen. Die Bauchhöhle des Patienten wird hierzu über eine am Bauchnabel eingebrachte Nadel mit Gas (Kohlendioxid) gefüllt. Dadurch wird der Darm zurückgedrängt und gleichzeitig dehnt sich die Bauchdecke, sodass Raum für die nachfolgende Operation entsteht. Anschließend setzen die Chirurgen mehrere kleine Schnitte in der Bauchdecke, in die sie Hülsen mit Dichtungsmechanismen stecken. Durch diese Trokare, die einen Durchmesser von 5–10 mm haben, werden die laparoskopischen Instrumente bedient.
Am Nabel führen die Operateure eine Optik in den Bauch ein, an derem Ende eine Kamera aufsitzt. Sie überträgt das Bild des Bauchinneren auf einen Videoschirm. Über weitere in den Bauchraum eingebrachte Instrumente (Schere, Zange, Präparierhäkchen) können an vielen Organen Eingriffe ohne großen Bauchschnitt durchgeführt werden. Minimal-invasiv operierte Patienten haben weniger Schmerzen, der Krankenhausaufenthalt ist wesentlich kürzer und die Erholung mit Wiederaufnahme der Arbeit bedeutend rascher.
Folgende Eingriffe werden am Marienhospital per „Schlüssellochchirurgie“ durchgeführt:
- Bauchwand- und Leistenbruchoperation (> 1000 Eingriffe/Jahr)
- Gallenblasenentfernung (> 400 Eingriffe/Jahr)
- Blinddarmoperation (> 200 Eingriffe/Jahr)
- Dickdarm- und Mastdarmentfernung (> 300 Eingriffe/Jahr)
- Operation bei der Refluxkrankheit (> 50 Eingriffe/Jahr)
(Rückfluss von Magensäure in die Speiseröhre) - Lösen von Verwachsungen
- Operationen an Milz, Bauchspeicheldrüse und Nebenniere
Adipositaschirurgie
Wenn nicht-operative Maßnahmen wie Diät und vermehrte körperliche Aktivität bei stark übergewichtigen Patienten gescheitert sind, ermöglicht die chirurgische Therapie eine Gewichtsreduktion. Alle gängigen Operationsverfahren wie Magenband, Magenschlauchbildung, Magenbypass und Duodenalswitch werden angewandt. Diese Eingriffe lassen sich minimal-invasiv durchführen.
Chirurgie bei entzündlichen Erkrankungen von Darm und Bauchspeicheldrüse
Bei folgenden entzündlichen Erkrankungen von Darm und Bauchspeicheldrüse führt die Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Thoraxchirurgie Operationen durch:
- Blinddarmentzündung
- Divertikelerkrankung des Dickdarms
- Morbus Crohn und Colitis ulcerosa (Entzündung des Dickdarms)
- Duodenumerhaltende Pankreaskopfresektion
Chirurgie bei Erkrankungen an der Schilddrüse
Bei Erkrankungen an der Schilddrüse, die mit einer Vergrößerung der Schilddrüse einhergehen, kann heute in vielen Fällen erfolgreich operiert werden. Meist tritt bei diesen Erkrankungen auch eine Über- bzw. Unterfunktion der Schilddrüse auf.
Folgende Eingriffe führt unsere Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Thoraxchirurgie durch:
- Kropfoperation
- Operation bei Schilddrüsenüberfunktion (Schilddrüsenautonomie, Morbus Basedow)
- Operation bei Nebenschilddrüsenüberfunktion
- Operationen bei Schilddrüsenkrebs
Thoraxchirurgie
Patienten mit gut- oder bösartigen Erkrankungen der Lunge, des Lungenfells und des Brustfells werden interdisziplinär in Zusammenarbeit mit dem Zentrum für Innere Medizin II (Pneumologie) behandelt. Hierbei kommen sowohl schonende Methoden der Brustkorbspiegelung (Thorakoskopie) als auch offene Lungenoperationen zum Einsatz.